Auf den Spuren Pantanis, jenseits des Carpegna

Das Umland der Geburtsstadt Pantanis mag einem flach vorkommen: von der Adriaküste in Richtung Binnenland scheint es keinen einzigen Höhenmeter zu geben, und gerade wenn Sie am wenigsten damit rechnen, tauchen mit einem Mal Hügel vor Ihnen auf, einer nach dem anderen, in ihrer ganzen Erhabenheit. Die Steigungen sind hier steil und gnadenlos, der erste Anstieg, dem Sie nach der Fahrt übers flache Land begegnen, wird Ihr Tempo schlagartig verlangsamen und Ihnen Wadenschmerzen bereiten, wenn Sie nicht schnell zum richtigen Rhythmus finden.

Hier, im östlichen Teil der Emilia-Romagna und der Marken, bereitete sich der Pirat auf seine mörderischen Spurts vor: weg mit der Bandana, Hände unten am Lenker, entschlossenen Blickes und kurz darauf der Ausbruch. Seine Art, seinen Widersachern zu sagen: „Folgt mir doch, wenn ihr könnt.“
Meer und Berge, zwei verschiedene Welten. Abgeschiedenheit und Schönheit, Natur und freier Raum. Meer und Berge … zwei Welten, geprägt von Rahmen und Pedalen, Schweiß und Straßenstaub, allein das Feld anführenden Männern, Bergfahrten und Abstiegen.

Hier unsere spezielle Auswahl an weniger bekannten Aufstiegen, wo der Mythos Pantani zu neuem Leben erwacht.

Carpegna

Dies ist ein Berg für echte Liebhaber, für Leute, die von ihm träumen und ihn ein-, zwei-, drei-, unzählige Male bezwungen und zum eigenen Trainingsrevier erkoren haben. Einer der meistzelebrierten Anstiege Italiens, der Marco Pantani derart am Herzen lag, dass er sich hier auf seine Siege vorbereitete.
Der in der Provinz Pesaro und Urbino gelegene Carpegna ist ein harter, zugleich aber auch sehr stimmungsvoller Aufstieg: 6 km von der Ortschaft von Carpegna (750 m ü.d.M.) mit Steigungen von durchschnittlich 10 %; die beiden letzten erreichen die 12-%-Marke und sind das, was als Cippo bezeichnet wird. 

Bei der Auffahrt, in den Pedalen stehend, atmet man den frischen Duft des Hochgebirgswaldes, begleitet von den vielen Widmungen für Pantani am Straßenrand, aber auch von den herben Steigungen, die sich bei den Kletterern so großer Beliebtheit erfreuen. Vom Gipfel hat man einen atemberaubenden Ausblick, der von der Republik San Marino bis zum Meer reicht, aber auch auf den Monte Fumaiolo und den Monte Aquilone. Und hier bleibt Ihnen nichts, als das riesige Bild von Marco mit der Aufschrift „dies ist der Himmel des Piraten” zu  betrachten und zu denken ... „Ist mir der Carpegna genug?“

Serra di Maiolo

Vom Gipfel des Carpegna gelangt man im Nullkommanichts nach Pennabili. Und vom Tal aus, wenige Kilometer weiter, fahren Sie bergaa nach Serre di Maiolo, und zwar über San Leo, einen der schönsten Orte Italiens, der auf einer massiven und fast unüberwindbaren Felsspitze am Flusse des Marecchia thront und nur über eine aus dem Fels gehauene Straße zugänglich ist. Ein kurzer, aber schweißtreibender Aufstieg mit langen 10-%-Segmenten.

Monte Titano

Das ist aber nicht alles. Als Vorbereitung auf seine mörderischen Spurts nahm der Pirat nicht selten Kurs auf die vom gewaltigen Monte Titano (750 m ü.d.M.) dominierte älteste Republik der Welt. Nach Carpegna, Serra di Maiolo, machte sich Marco über Torello und Acquaviva auf nach San Marino. Ein weiterer kurzer Aufstieg mit in die Beine gehenden Steigungen, was den langen 12-%-Abschnitten zu verdanken ist, die einen nicht zu Atem kommen lassen.

Spazio Pantani

Die letzte Station, um den Mythos des Piraten wieder aufleben zu lassen, ist das multimediale Museum Spazio Pantani in Cesenatico, eine 300 m2 große Ausstellung, die gänzlich dem romagnolischen Radsport-Champion gewidmet und in drei Bereiche unterteilt ist, welche die Namen der Berge tragen, die ihn in aller Welt berühmt und beliebt gemacht haben: Mortirolo, Alpe d’Huez und Bocchetta.

 

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